Nach unserer Woche in Auckland bei unserer deutschen Gastfamilie hat es uns weitergezogen. Natürlich war es schön in der Stadt, aber wir wollen ja noch viel von Neuseeland sehen! Weil wir schon wissen, dass wir ab Anfang Oktober in New Plymouth / Taranaki sein werden, wollten wir vorher schon den nördlichen Teil der Nordinsel bereisen, allerdings waren wir uns noch nicht ganz klar wie.
Über unseren Freund David haben wir erfahren, dass die
Busverbindung mit dem InterCity Bus in Neuseeland ziemlich gut ist. Weil wir
uns noch kein Auto kaufen wollten (viel zu kalt und erstmal zu teuer) haben wir
uns dann den FlexiPass gekauft mit 35 Stunden Fahrtguthaben. So haben wir erst
einmal genug Fahrzeit übrig, um auf der Nordinsel herumzureisen und selbst wenn
später noch etwas übrig sein sollte, kann man die Stunden wieder verkaufen.
Weil wir so allerdings nur eine Transportmöglichkeit hatten,
haben wir auf Facebook in der Gruppe NZ Farming Jobs nach einer
Wwoofing-Möglichkeit in Northland gesucht. Und schon bald hat sich Paul bei uns
gemeldet. Er hat eine Dairy Farm in Northland mit 470 Kühen und etwa 80 Kälbern,
5 Schweinen und einem Hund. Mit seiner Familie, also seiner Frau und seinen
drei Kindern wohnt er in der Nähe von Kerikeri – einer der Orte, den auch unser
Bus anfährt.
Der Kontakt war von Anfang an gut, das Ziel gefiel uns auch
und so haben wir uns ziemlich schnell entschieden, auf Pauls Farm zu kommen.
Mit dem Bus sind wir mittags in Auckland losgefahren und dann nach 4 Stunden 40 Minuten in Kerikeri angekommen, wo Paul uns mit dem Auto abgeholt hat.
Auf dem Weg zu seiner Farm, die noch etwa eine halbe Stunde
außerhalb liegt, hat er für uns noch jeweils ein Paar Gummistiefel im Warehouse
und später noch ein paar Bier im Liquor Store auf dem Nachhauseweg gekauft.
Dann ging es endlich zum Haus, wo wir schon von den Kindern aufgeregt begrüßt
wurden. Kurz danach war auch schon das Abendessen fertig. Das ist nämlich die
Abmachung beim Wwoofing – wir arbeiten jeden Tag ein paar Stunden (meistens bis
zu vier) und bekommen dafür Unterkunft und Essen.
An unserem ersten Morgen ging es dann auch gleich schon auf die Farm. Mit Pauls Frau Heather und der jüngsten Tochter sind wir mit einem kleinen Farmauto und einer Futtervorrichtung hinten dran die Kälber und Schweine füttern gefahren.
Als wir damit fertig waren, ging es erstmal wieder zurück ins Wohnhaus, wo wir Fenster geputzt und Wäsche gewaschen und aufgehängt haben. Glücklicherweise schien die Sonne und es war trocken, das ändert sich hier nämlich wirklich alle paar Minuten.
In Northland kann man wirklich vier Jahreszeiten an einem Tag erleben. Morgens ist es meistens eiskalt und man möchte gar nicht aus dem Bett, während es über den Tag meistens aufklart und sonnig ist, oft aber mit starkem Wind und ab und an von mehr oder weniger starken Schauern unterbrochen. Was die Kleidung betrifft, kann man da wirklich nur mit dem Zwiebelprinzip warm und trocken bleiben…. Leider ist es auch im Haus ziemlich kalt, immerhin haben wir eine Heizung im Zimmer und drei Decken.
Auch an unserem zweiten Arbeitstag war das Wetter eher
wechselhaft. Auf dem Weg zur Farm durfte Leonie das erste Mal in Neuseeland
Auto fahren! Linksverkehr und Automatikwagen waren dann doch ganz aufregend –
auf der Straße kam uns aber niemand entgegen 😊
Morgens ging es ans Zäune stecken, damit dies nicht am
Wochenende erledigt werden muss und die Kühe trotzdem immer die Weide wechseln
können. Dabei war es noch einigermaßen trocken, aber gerade als wir fertig
waren, hat es wieder angefangen zu regnen – zum Glück nicht lange. Weil die
Kühe noch auf die nächste Weide getrieben werden mussten, sind wir mit Paul
dann im Farmauto noch über seine Felder gefahren und haben die Kuhherde von
einem Feld auf das nächste getrieben.
Nach dem Mittagessen war es dann endlich so weit – unser erstes Mal Melken stand an!! Von Heather hatten wir Overalls bekommen in pink und lila (pink natürlich für mich, weil Leonie das nicht mag :P ) und später auf der Farm gab es dann noch bodenlange Schürzen dazu. Erstmal haben wir uns natürlich gefragt, was daran so dreckig sein kann, aber nicht lange.
Als die Kühe im Melkbereich immer mit 44 auf jeder Seite
standen, ging es für uns dann los. Paul zeigte uns einmal kurz, wie es ging,
dann mussten wir auch schon selber ran. Zuerst tritt man an die Kuh heran,
streichelt ihren Euter, damit sie sich beruhigt und muss dann versuchen, die
Sauger an den Zitzen zu befestigen. Das Problem dabei: ungefähr die Hälfte der
Kühe tritt aus. Man darf sich also nicht zu weit vorbeugen, damit man nicht ins
Gesicht getreten wird, andererseits muss man aber auch die Zitzen finden. Das
ist gar nicht so einfach. Aber sind die Sauger erstmal angebracht, muss man
sich erstmal keine Sorgen mehr machen.
Sobald die Euter leer sind, lösen sich die Sauger von den
Eutern, dann muss man mit einem Spray die Euter besprühen, das, wie Paul
erklärt hat, gut für die Haut der Kühe ist. Da war es dann wohl auch nicht so
schlimm, das ich es am Anfang mit Wasser verwechselt habe und mir damit die
Hände abgesprüht habe :D
Sind die ersten 44 Kühe gemolken, geht es auf der anderen
Seite mit dem Melken weiter. Sobald die Kühe gemolken sind, wird das Gatter
wieder geöffnet, dass die Kühe wieder auf die Weide gehen können. Nicht selten
hatte eine Kuh vorher das kleinere oder größere Geschäft zu erledigen – da war
es wichtig, gut aufzupassen und schnell so weit wie möglich zur Seite zu
springen.
Nach fast drei Stunden waren wir dann fertig – mit schönem
Stallgeruch und Kuhscheiße anstelle von Conditioner in den Haaren…. #wiesoconditionerwenneskuhscheißegibt
:D Zur Erklärung: Leonie hatte sich Conditioner statt Shampoo gekauft 😉
Tja, und dann war der Tag auch schon wieder vorbei und wir
hatten uns unser freies Wochenende verdient. Den Abend über haben wir dann noch
auf die Kinder aufgepasst, aber mit denen spielen wir sowieso immer wieder
zwischendurch – die finden es ziemlich toll, zwei große Schwestern zu haben,
die ihnen sogar das Frühstück machen und aufräumen. :D
Wir werden auf jeden Fall noch zwei Wochen auf der Farm von
Paul bleiben – mal sehen, was uns dann noch so erwartet, morgen geht es erstmal
wieder zum Melken :D
Eure Caro
Wow. Ich liebe ja Bauernhöfe und Kühe - da hätte ich also auch gern mal gearbeitet. Wobei ein Doppel-44er Melkstand für mich unvorstellbar riesig ist. Meine Mama meint schon, dass die großen mit zwei Mal zehn Kühen hier für sie bei der Milch Kontrolle anstrengend sind ;) Aber Neuseeland denkt wohl in anderen Dimensionen.
AntwortenLöschenLLiebe Grüße
Naja, so riesig kommt es einem gar nicht mehr vor, wenn man darin zu viert melkt ;) Wir brauchen meistens etwa 2,5 Stunden zum Melken, bei der Kontrolle waren es dann etwa 3 Stunden. Und die Farmen in Neuseeland sind sowieso riesig, unsere gehört da wirklich noch zu den kleineren :D
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