Mittwoch, 9. Mai 2018

Weinernte in Neuseeland



Trauben naschen bis einem übel wird, entspannt in der Sonne arbeiten und den Tag mit einem Glas Wein ausklingen lassen – so stellen sich viele die Weinernte vor… Ich habe für fast vier Wochen auf verschiedenen Weinbergen in der Weinregion Waipara gearbeitet und kann aus eigener Erfahrung sagen: das stimmt nicht. Jedenfalls nicht alles.


Nachdem ich bis nach Christchurch gereist war, war es für mich wieder Zeit zu arbeiten. Ganz zufällig war das nicht – ich hatte schon seit Januar die Zusage für einen Job auf einem Weinberg und somit die Sicherheit mehr Geld als sonst vielleicht ausgeben zu können.
Die Weinernte in Waipara hat am 19. März begonnen. In dem kleinsten, aber am schnellsten wachsenden Weinanbaugebiet Neuseelands, das eigentlich wirklich nur ein kleines Tal ist, wird hauptsächlich Pinot Noir, Riesling und Chardonnay angebaut. Und genau diese Trauben durfte ich auch ernten.



Morgens ging es meist zwischen sieben und acht Uhr auf einen der fünf verschiedenen Weinberge, auf denen ich gearbeitet habe und dann ging es los mit der Ernte. Mit einer Schere, dem „Snipper“ bewaffnet und einer Plastikkiste in der Hand geht es dann so lange durch die Reihen bis es entweder dunkel wird oder der betreffende Bereich abgeerntet ist. Und das jeden Tag aufs Neue.
Warum ich unbedingt noch auf einem Weinberg arbeiten wollte, bevor meine Zeit in Neuseeland vorbei ist? Nun, ich wollte es wenigstens einmal erlebt haben. Als kleiner Bonus waren es dann wirklich glückliche Umstände unter denen ich arbeiten konnte.


Den Job hatte ich über Facebook gefunden – eine Deutsche, die einen Neuseeländer geheiratet hat und mit ihm einen Weinberg besitzt, hatte nach 10 Backpackern gesucht, die auf ihrem und auf Weinbergen von Bekannten arbeiten. Sie fungierte als Vermittlerin und gab Nachricht, auf welchem Weinberg gearbeitet wurde.

Noch dazu konnten wir 10 alle gemeinsam auf dem Weinberg leben. Wir hatten einen „Schuppen“ mit Küche, Dusche, Klo, Waschmaschine und großem Esstisch und einigen Sesseln um den wir mit unseren Autos und Zelten gecampt haben. Bezahlen mussten wir dafür, es war aber deutlich weniger als für den Campingplatz im Dorf. 


Ob mir der Job nun gefallen hat? Ich weiß es nicht. Nach vier Wochen Traubenernte macht es keinen Spaß mehr, dann schmecken die Weintrauben nicht mehr und man mag morgens nicht mehr früh aufstehen. Und trotzdem war es wirklich ein Erlebnis! Außerdem war unsere Vineyard-WG wirklich lustig, sodass die Zeit relativ schnell verflogen ist.


Zur Ernte selbst sollte noch erwähnt sein, dass sie in diesem Jahr besonders schlecht war: viele Trauben waren gammelig oder trocken, weil die warmen Winde, die sonst im Spätsommer durch das Tal wehen in diesem Jahr ausgeblieben sind. Das Pflücken war also ziemlich mühsam und langwierig. 

Das war nun definitiv mein letzter Job in Neuseeland, ab jetzt werde ich nur noch reisen und entspannen und mich jeden morgen freuen, nicht mit durchweichten Handschuhen, eiskalte Trauben abzuschnippeln, schwere Kisten halb unter dem Netz kriechend hinter mir her zu ziehen und von der Dunkelheit bis zur Dunkelheit zu arbeiten. Aber ich übertreibe – so schlimm ist die Weinernte in Neuseeland gar nicht!

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