Mittwoch, 25. Oktober 2017

Wandern in Whakatane

Was viele andere total verabscheuen, mache ich ziemlich gerne - Wandern! Deswegen war ich, weil es seit einigen Tagen keine Arbeit gibt, auf einem der vielen Walkways in Whakatane unterwegs.
Whakatane ist eine Stadt in der Region Bay of Plenty und liegt direkt am Whakatane River und am Meer. Deswegen hat man auch immer einen wunderschönen Ausblick aufs Wasser.
Ich habe mich für den Kohi Point Walkway entschieden, ein Wanderweg, der von der Seaview Road in Whakatane bis zur Otarawairere Bucht führt.

Geplant war auch, bis dahin zu gehen, allerdings ist es ein wenig anders gekommen....
Der Kohi Point Walkway überquert zuerst einen kleinen Bach, der einen Wasserfall bildet und führt dann durch ein Kiwi-Reservat. Das schöne an Kiwi-Reservaten ist, dass dort keine Hunde erlaubt sind, weil diese die Kiwis töten könnten. Man kann also ganz entspannt wandern, ohne ständig auf den Boden schauen zu müssen ;)

Der teils schmale, teils mit Stufen ausgebaute Weg beschreibt ein ständiges auf und ab, teils mit Steigungen von bis zu 10 Metern in kurzer Zeit. Anfangs dachte ich, es wird nie eben, aber zwischendurch kommen auch mal ebene Stellen.

Endlich mal keine Steigung, dafür Meerblick zwischen den Bäumen

An einer Abzweigung gibt es nach rechts die Möglichkeit, sich das Toi's Pa anzusehen. Im Grunde ist das aber nicht viel mehr als eine Wiese mit einem Pfahl und ein paar Steinen mit Infotafeln drauf. Dafür ist der Ausblick wirklich schön!

ein Maori-Pfahl

Toi's Pa, oder auch Kapu-te-rangi genannt, ist ein Punkt, der einst von einem Maori Häuptling als strategischer Aussichtspunkt genutzt worden ist. Kein Wunder, man sieht von dort oben wirklich die ganze Umgebung!

Ausblick von Kapu-te-rangi

Wieder zurück auf dem eigentlichen Walkways geht es wieder ein wenig bergab und bergauf bis schließlich der Wald auf der rechten Seite gelassen wird und man an einem Geländer ankommt, von wo aus man den Hafen von Whakatane und den Kohis Point Lookout auf dem nächsten Felsen sehen kann.

hier ist ein schöner Platz zum Umdrehen :)

Eigentlich führt der Weg dann auch noch weiter, man kann ihn sogar bis nach Ohope gehen! Ich habe mich aber an diesem Punkt entschieden, umzudrehen. Zuerst mal hatte ich Durst und mein ganzes Trinken schon ausgetrunken. Dann war mir das Wetter nicht gut genug um nochmal eine halbe Stunde zu gehen um dann noch einen weiteren Ausblick auf White Island und den Bay of Plenty zu haben, den ich auch schon vorher hatte. Und drittens hatte ich mir am Tag vorher beim Joggen Blasen an den Füßen gelaufen, die verdammt weh taten.
Also bin ich umgedreht :)


Wer den Weg ganz gehen möchte: es ist alles ausgeschildert und geht sowieso nur geradeaus. Nach 2,5 Stunden erreicht man dann Otarawairere Bay, WICHTIG ist hier, vorher nach den Gezeiten zu schauen - bei Flut ist die Bucht nicht erreichbar! 

Blick auf Whale Island vor Whakatane

Der gleiche Weg führt wieder zurück zur Seaview Road. Wenn man wieder an dem Parkplatz ankommt, kann man gleich zu noch zwei weiteren Aussichtspunkten aufsteigen.
Einer der Punkte ist das Puketapu Lookout. Dieser heilige Hügel ist seit über 600 Jahren ein Aussichtspunkt und man hat einen schönen Vogelperspektiven-Blick auf Whakatane. 

Der andere Aussichtspunkt ist das Te Papaka Pa Redoubt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Welcher Ausblick mir jetzt besser gefällt, kann ich aber auch nicht sagen... 

der Hafen von Whakatane

Für mich ging es dann wieder zum Parkplatz, denn ich hatte etwas unterhalb geparkt. Wer das ebenfalls tut, sollte sich den 2007 eröffneten ersten Vertigraph der Welt nicht entgehen lassen! Das ist eine Art Treppenkunstwerk mit einem Bild auf jeder Stufe. Wenn man von unten schaut, ergibt sich dann ein Gesamtbild.

der erste Vertigraph der Welt

Wer sowieso dann in der Gegend von Whakatane ist, sollte noch zu den 'Heads' dem äußersten Punkt von Whakatane fahren und sich die Metallfiguren auf den Felsen ansehen. Eine davon ist die 'Lady on the Rock'. 

im Hintergrund: Lady on the Rock

Außerdem liegt auf dem Weg die Te Ana o Muriwai Cave, eine kleine Höhle, in welche einst fast 122 Leute reingepasst haben! Heute ist die Höhle aber deutlich kleiner. 

Wer noch mehr Zeit in Whakatane hat, sollte darüber nachdenken, White Island, Neuseelands einzige aktive Vulkaninsel, zu besuchen. Das werde ich ganz sicher auch noch tun! 

Es gibt in und um Whakatane noch einige weitere Wanderwege, die ich noch ausprobieren werde. Ich halte euch da dann auf dem Laufenden!

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Ein Traum wird wahr: Kiwipflücken in Neuseeland


Neuseeland und Kiwis, das lässt sich nicht trennen. Alleine schon, weil mit Kiwi gleich drei Dinge gemeint werden können!
Zuerst einmal sind da natürlich die kleinen, nachtaktiven Laufvögel, die man nur mit ganz viel Glück zu sehen bekommt. Bisher habe ich noch nicht zu den Auserwählten gehört, aber das kommt bestimmt noch ;)


Die zweiten Kiwis sind die Menschen hier. Die Neuseeländer werden nämlich auch Kiwis genannt und nennen sich, wenn sie übereinander reden, auch 'Kiwi' als Äquivalent zu 'Neuseeländer'.
Und die dritte Kiwi ist dann natürlich die Frucht. Mit ihrer pelzigen Schale und dem wunderschönen, grünen Inneren, das mich immer an eine Sonne erinnert, sind die Kiwi-Früchte eines der meistangebautesten Produkte in Neuseeland. Aber habt ihr euch schon mal überlegt, wie Kiwis wachsen?



Auf großen Plantagen, Orchards genannt, die in mehrere Reihen aufgezogen sind, wachsen die Kiwisträucher. Auf einer Höhe von etwa zwei Metern ranken sie sich über Metallgestelle und Drähte und bilden ein meist dichtes Blätterdach mit ihren rankenden Ästen. Und an ebendiesen Ästen wachsen dann die Kiwifrüchte.
Wenn in Neuseeland Sommer und in Deutschland Winter ist, ist die Kiwisaison in vollem Gange. Wer jetzt also denkt, auf den Orchards wäre jetzt, im neuseeländischen Frühling, noch nichts zu, irrt sich aber!

Seit fast einer Woche arbeite ich nun auf einer Kiwiplantage und kann sagen, dass ich den ganzen Tag beschäftigt bin :)


Zurzeit steht auf den Kiwiplantagen das sogenannte 'bud thinning' an. Als ich mich für so einen Job beworben hatte, wusste ich nicht, was das ist. Die Freude, endlich einen Job zu haben, war einfach so groß, dass ich mir da gar keine Gedanken drüber gemacht habe ;) Hätte ich vorher gegoogelt, hätte ich mich vielleicht unentschieden - zu spät jetzt.

Nach Taupo ging es also Richtung Whakatane, Bay of Plenty. Hier gibt es unzählige Kiwiplantagen und dementsprechend auch viel Arbeit. Weil es allerdings keine kostenlosen Campingplätze gibt, habe ich einen kostenpflichtigen direkt am Meer gebucht und gleich einige andere Deutsche getroffen, die mit mir auf der gleichen Farm arbeiten.
Arbeiten, das heißt bud thinning. Im Grunde ist das eine wirklich einfache Aufgabe.
Was also ist bud thinning?


Bud thinning ist das Abknipsen von den Kiwiblüten bevor diese anfangen zu blühen. Klingt einfach. Nun gibt es aber verschiedene Regeln, welche der kleinen Knospen abgepflückt werden dürfen.

1. Sind drei oder mehr Knospen an einem Stiel werden die Äußeren abgerissen, sodass nur die größte, mittlere Kiwiknospe bleibt.
2. Wachsen Knospen mit kleinen Blättern oder ohne Blätter, werden sie abgerissen.
3. Hat ein kleiner Keim mehr als drei Knospen, müssen alle restlichen Knospen abgerissen werden.

Das muss also beim bud thinning beachtet werden. Grundsätzlich nicht schwierig, wenn erstmal Übung und Routine einsetzt.

Das einzige Problem bei der Sache ist die Höhe.
Wie schon erwähnt, wachsen die Kiwisträucher in einer Höhe von etwa zwei Metern, also über meinem Kopf. Wie die meisten anderen muss ich also do gerade wie möglich stehen, den Kopf in den Nacken legen und mich nach oben stecken, um wirklich alle Knospen zu erreichen. Das Ganze immer unter der Aufsicht von 'Supervisern' die kontrollieren, dass wir schnell und gründlich genug arbeiten.

Ich möchte das bud thinning hier aber keinesfalls schlecht reden. 

Es gibt sicher körperlich leichtere Arbeit, aber mit den Pausen alle zwei Stunden ist die Arbeit gut auszuhalten, ich kann nebenbei Hörspiele oder Musik hören, mich mit meinen Reihennachbarn unterhalten oder nachdenken. Ein weiterer Vorteil ist, dass man durch die Arbeit draußen und die fast frontal Sonneneinstrahlung schnell und schön braun wird - jedenfalls an Armen und Gesicht :)

Und zu guter Letzt gibt es immer etwas zu tun, sodass ich von 8 bis 17 Uhr arbeiten kann. Nur bei Regen wird abgebrochen, das kam bisher aber erst einmal vor.


Wenn ihr also auch überlegt, bud thinning zu machen, dann würde ich sagen: probiert es einfach aus! Es ist den Versuch auf jeden Fall wert! Außerdem ist es doch auch irgendwie cool, sagen zu können, dass man in Neuseeland Kiwis gepflückt hat, jedenfalls die Knospen :)

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Auf ins Abenteuer - Beginn an den Huka Falls



Wunderbares Wetter, eine tolle Unterkunft und ab jetzt auch ein neuer Reisebegleiter haben meine letzten beiden Tage geprägt. Ich bin immer noch in Taupo, aber ab morgen geht es wirklich auf die Reise, denn mein neuer Reisebegleiter ist ein roter Honda Odyssey!!
Das wird aber erstmal die einzige Nachricht zu dem Auto sein, die ihr von mir bekommt, ich muss mich nämlich noch einen mein erstes eigenes Auto und gleichzeitig erstes eigenes Zuhause gewöhnen und es noch ganz einrichten 😉
 
Jedenfalls bin ich noch immer bei dem total netten Ehepaar, die Nacht im Wohnwagen war schön und warm. Weil ich noch auf das Auto warten musste, weil ich mich noch nicht ganz entschieden hatte, ob es der Odyssey in silber oder in rot werden sollte, habe ich den Vormittag genutzt, um die Huka Falls anzuschauen. 


Der Huka Falls ist ein Wasserfall etwa fünfzehn Minuten vom Zentrum von Taupo mit dem Auto entfernt im Waikato River und die meist besuchte natürliche Attraktion in Taupo. Der Fluss fließt oberhalb und unterhalb des Wasserfalls mit total klarem, blauem Wasser, sodass man in der Tiefe die Steine, Stöcker und alles was da noch so rumschwimmt, erkennen kann. Und dann kommt der Huka Falls, dieser gigantische Wasserfall, der unglaublich laut rauscht, das Wasser mit einer enormen Geschwindigkeit aufbrausen lässt und so viel Wasser transportiert, dass man in einer Minute damit fünf ganze Olympia-Schwimmbäder füllen könnte!


Der Wasserfall ist also wirklich riesig und total faszinierend. Ich hatte das Glück, morgens schon vor zehn Uhr morgens da zu sein, somit waren nur wenig andere Touristen dort. Weil ich noch keine anderen Pläne für den Tag hatte – ich musste ja nur warten – habe ich deswegen entschieden, ein wenig zu wandern. 

Von den Huka Falls aus führt eine Wander-/Mountainbike-Route bis zu den Aratiatia Rapids, die zu Fuß etwa zwei Stunden pro Strecke dauert. Eigentlich wollte ich das auch wandern. Uneigentlich habe ich mich nach einer Stunde auf eine schöne Bank gesetzt und die Aussicht genossen 😉 Weil die Sonne so angenehm warm war und der Ausblick auf die Wairakei Power Station, die direkt am Waikato River ist, hatte ich dann doch keine Lust mehr, weiterzugehen. 

Außerdem war meine Wanderung auch wirklich spontan gewesen, ich hatte also nur ein halbes Paket Oreo Kekse als Verpflegung mit und auch kein Wasser und keine Sonnencreme bei mir… Somit war es auch nicht schlimm, dass ich nach dieser einen Stunde wieder umgedreht bin. Wieder zurück kamen mir ziemlich viele Asiaten auf Mountainbikes entgegen. Etwa eine Viertelstunde später kamen sie wieder von hinten – einer erklärte mir, dass sie sich verfahren haben :D . Der Weg zurück war ebenso schön wie der Hinweg. Wie so ziemlich viele Wanderwege in Neuseeland war auch dieser ziemlich einfach, ohne Hindernisse, gut ausgeschildert und angenehm zu gehen. Am Wegrand blühen nun auch viele Bäume, ich habe Apfel- und Kirschbäume gesehen, und die Tuis sind wie verrückt am Töne imitieren. 



Wieder zurück am Huka Falls war schon richtig viel los. Ich hatte so ein Glück, dass ich morgens noch einen Parkplatz bekommen hatte! Inzwischen waren dort wirklich viele Touristen. Meistens natürlich Asiaten, die sowieso nicht lange bleiben und nur für zwei drei Selfies aus dem Auto springen 😉
 
Ich würde jedenfalls jedem empfehlen, sich wenigstens die zehn Minuten zu nehmen und zu einem etwas abgelegeneren Viewpoint zu gehen! Die Huka Falls sind einfach unglaublich, deswegen sollte man sich auch die Zeit nehmen, dieses Phänomen zu genießen!

Wer sich übrigens gefragt hat, wie dieser enorme Wasserfall zustande kommt: der Waikato River fließt ja durchs Land und ist normalerweise bis zu 100 Meter breit. An den Huka Falls, beziehungsweise allgemein um Taupo herum verschmälert sich sein Flussbett aber auf nur 15 Meter und passiert außerdem einen harten Felsvorsprung vulkanischer Herkunft und das führt dazu, dass viel Wasser durch diese schmale Schlucht gedrückt werden muss und sich der spektakuläre Wasserfall mit vielen Stromschnellen bildet. 



Diese Stromschnellen sind wahrscheinlich auch vom Wasserfall sehr eindrucksvoll, jedenfalls fährt mehrmals am Tag ein Jetboat dort vorbei und lässt die Mitfahrer ordentlich umherschaukeln 😉 Ich habe dem zum Glück nur beim Sitzen auf einem Felsvorsprung zugeschaut…

einmal schnell fährt das Jetboat vorbei...

... und ist gleich wieder verschwunden!

Es lohnt sich jedenfalls, die Huka Falls zu besichtigen und ich bin froh, noch einmal in Taupo gewesen zu sein – ansonsten hätte ich das wohl bisher mit am beeindruckendste Naturschauspiel wohl leider verpasst.